Märchen aus der Biografie-Epoche der 10./11. Klasse
Einleitung von Jerome Menges
Die Biografie-Epoche, die im Rahmen des gemeinsamen Deutschunterrichts der 10. und 11. Klasse stattfindet, versucht den Jugendlichen dabei zu helfen, Gedanken über ihren eigenen Werdegang zu entwickeln und Stellung zu den Themen Kindheit und Herkunft, Liebe, Beruf, Glück, Krise und Tod sowie den eigenen Platz und Auftrag in der bzw. für die Welt zu nehmen. Novalis‘ (1772-1801) Roman „Heinrich von Ofterdingen“ gibt uns zahlreiche Anlässe zu regen und interessanten Gesprächen über diese wichtigen Themen. In Anlehnung auf dieses unvollendete Werk der Frühromantik hatten die Jugendlichen die Aufgabe, ein Märchen zu verfassen und dabei verschiedene formale und inhaltliche Vorgaben umzusetzen. In den kommenden Wochen werden wir hier jede Woche eine, der sehr gelungenen Ergebnisse dieser Arbeit veröffentlichen!
Schwarze Vögel
von Florentina Lacher (10. Klasse)
Josi Marie lebte mit ihrer Familie in einem kleinen Häuschen am Stadtrand. Sie war ein sechsjähriges Mädchen, das gerne draußen spielte. Josi Marie spielte gerne mit ihren Freunden im Wald Verstecken. Sie versteckte sich gerne auf Bäumen. Josi baute gerne Häuser aus Stöcken, Laub, Zarten Ästen und was sie noch so fand. Ihre Mutter war eine Hausfrau, die gerne kochte und backte. Josis Lieblingsgebäck waren die Zwetschkenknödel, die ihre Mutter oft machte. Josis Vater war ein erfolgreicher Anwalt, der in ihrer Stadt tätig war. Joso hatte drei Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester. Sie war die Jüngste. Als Josi sieben Jahre alt wurde, musste sie in die Schule gehen und hatte nicht mehr so viel Freizeit. Schule machte ihr Spaß und sie lernte neue Freunde kennen, mit denen sie sich oft traf, um mit ihnen zu spielen, wie zum Beispiel Sackhüpfen, blinde Kuh, Seilspringen, Fahrrad fahren, im Winter Schneeengel und noch vieles mehr. Eines Nachts träumte Josi von einem Faultier. Das Faultier prophezeite ihr, dass dunkle Gestalten ihre Heimatstadt einnehmen würden. Dieser Traum wiederholte sich des Öfteren. Deshalb erzählte sie es ihrer Mutter. Als der nächste Frühling ins Land zog, verdunkelte sich plötzlich der Himmel. Ein riesiger Schwarm von Raben nahm plötzlich die ganze Stadt ein. Die Raben waren groß und fast am Verhungern. Der Hunger plagte sie so sehr, dass sie die Läden und Marktstände plünderten. Alle Stadtbewohner erschraken zwar, aber sie dachten sich nicht viel dabei. Nach einiger Zeit merkten sie, dass etwas nicht stimmte. Die Raben begannen die Stadt zu verwüsten. Sie nisteten sich im großen schönen Park, in den Dachböden und Kellern der Häuser ein. Mit ihren harten Schnäbeln schlugen sie erste Fensterscheiben kaputt. Sie stahlen bunte, glitzernde und glänzende Sachen. Die Raben gingen sogar so weit, dass sie den Leuten die Ohrringe, Halsketten, Broschen und Armbänder vom Leib rissen. Kinderwägen, Fahrradfahrer, Fußgänger und alles, was sich noch bewegte, wurde attackiert. Die Raben wurden immer mächtiger und die Stadtbewohner immer ängstlicher. Durch die Vielzahl der Raben fing die Stadt an schmutziger zu werden und ein beißender Geruch lag in der Luft. Wegen all dieser Ereignisse brachen viele Krankheiten aus. Josi Marie durfte nicht mehr in die Schule gehen, da die Gefahr zu groß und die Ansteckungsgefahr zu hoch war; ihre Schule lag im Zentrum der Stadt. Da Josi Maries Familie am Stadtrand wohnte, blieb sie gesund, aber ihre Angst nahm zu. Nach etlichen Wochen der Belagerung entschieden sie sich endlich zur Flucht. Sie fanden eine Unterkunft fernab in ländlicher Gegend. Ihr Landhäuschen war umgeben von einem schönen großen Garten mit vielen Blumen und Bäumen. Josi Maries Lieblingsblume waren Sonnenblumen, die sie trösteten, wenn sie traurig war, Mohnblumen, die sie aufheiterten und Gänseblümchen, mit denen sie gerne „Ich lieb dich, ich lieb dich nicht“ spielte. Da ihr Vater jetzt mehr Zeit hatte, baute sie mit ihm ein großes Weidenhäuschen, in dem sie gerne spielte und Nüsse für die Eichhörnchen legte. Josi lag gerne im weichen Gras und schaute in den Himmel. Eines Tages erblickte sie einen Adler, der seine Kreise über ihrem Haus zog. Der Adler wirkte für sie beschützend, da er sie von nun an jeden Tag besuchte.
Titelbild: Slawen K./Unsplash